Ohne den privat verhinderten Hauptangreifer Christos Michalakis trat die Mannschaft von Trainer Ole Hermanns am Samstagnachmittag vor heimischer Kulisse im Bothfelder Hintzehof zu ihrem zweiten Saisonspiel gegen den TV Brettorf an. Trotz der anhaltenden Euphorie aus dem Überraschungssieg gegen den VfK Berlin vom vorherigen Wochenende, konnte man sich aufgrund der Personalsituation nur Außenseiterchancen ausmalen. Hermanns setzte auf der linken Angreiferposition auf Merlin Sommer, der sowohl den Block als auch den Großteil der Rückschläge übernahm. Kapitän Aaron Dumke konzentrierte sich von vorne rechts vor allem auf die Angaben. Die Abwehrreihe bildeten Tim Vollmer, Ole Brune und Yannick Hermann, welcher in dieser Woche sein Debüt im nördlichen Oberhaus feiern durfte. Die taktischen Vorgaben des Trainers waren dabei klar: Sowohl aus der Angabe als auch aus dem Rückschlag heraus sollten die gegnerischen Angreifer Hauke Rykena und Malte Hollmann möglichst viel beschäftigt werden, um mit Geduld und Kampfgeist am Ende vielleicht doch für eine weitere Überraschung sorgen zu können.
Der Plan ging im ersten Satz zunächst sehr gut auf, denn die Mannschaft begann stark: Es wurden viele der gegnerischen Angriffe abgewehrt und mit gutem Zuspiel, sowie klugen und präzisen Abschlüssen durch Merlin Sommer wurde über die Außenseiten gepunktet. Beim Stand von 10:9 für den TKH hatte das Team sogar den ersten Satzball der Partie, konnte diesen jedoch nicht verwerten und musste den Satz am Ende noch mit 10:12 an den TVB abgeben.
Im zweiten Satz bot sich ein ähnliches Bild: Zu Beginn konnte man dem Gegner wie schon im vorherigen Durchgang Paroli bieten, musste jedoch immer wieder direkt verwandelte Angriffsschläge der stark spielenden Schlagleute Rykena und Hollmann hinnehmen. Da ohne den eigenen Hauptangreifer beim TKH die Durchschlagskraft fehlte, ging der zweite Satz letztendlich mit 6:11 ebenfalls an die Gäste aus Brettorf.
Vor dem dritten Satz schien Trainer Hermanns nun aber die richtigen Worte für seine Truppe gefunden zu haben. Das Team spielte wieder ähnlich befreit wie im ersten Durchgang auf und erkämpfte sich viele Punkte. Durch starke Angaben von Kapitän Aaron Dumke und zunehmender Fehlerquote der gegnerischen Angreifer konnte dieser dritte Durchgang dann tatsächlich mit 11:9 nach Hause gefahren werden und so ging es unter lautem Jubel der Spieler in die erste Pause.
Leider sollte dieser Satzgewinn nur ein kurzes Aufbäumen bleiben, denn die Gäste aus Brettorf erwischten nach der Unterbrechung den deutlich besseren Start. Beinahe chancenlos musste man den vierten Satz an den Gegner abgeben, der im zuvor sogar Angriff gewechselt hatte. Für Hauke Rykena kam Vincent Neu auf der rechten Angriffsposition in die Partie und Malte Hollmann übernahm den Hauptangriff. Den Klubberern gelang es in diesem Satz nicht, ein Mittel gegen seine Angriffe zu finden und so ging dieser Satz deutlich mit 3:11 nach Brettorf. Auch in den letzten beiden Durchgängen konnte nicht mehr zurück ins Spiel gefunden werden. Immer wieder mussten kurz geschlagene Bälle hingenommen werden, während die eigenen Angriffe die gegnerische Abwehr einfach nicht überwinden wollten.
So gingen die Sätze Fünf und Sechs mit jeweils 5:11 – und damit das Spiel insgesamt mit 1:5 an den Gegner vom TV Brettorf, der in Hannover seinen ersten Saisonsieg feiern durfte.
Coach Hermanns sah die erste Saisonniederlage gelassen: „Uns war vorher klar, dass das Spiel aufgrund der Personallage nicht als Maßstab dienen kann. Wir wollten einfach ohne Druck aufspielen und gucken, was am Ende geht. Dass wir trotzdem einen Satz gewinnen konnten, freut uns sehr. Vor allem für Yannick war es so wahrscheinlich deutlich einfacher, da er ohne Druck und zu hohe Erwartungen spielen konnte. Das hat er heute sehr ordentlich gemacht. Die Niederlage haken wir jetzt ab und konzentrieren uns voll auf die nächsten Spiele.“
Debütant Yannick Hermann war nach seinem Jungfernflug in der Bundesliga glücklich und ein wenig erleichtert zugleich.
„Ich muss zugeben: Am Anfang war ich doch ziemlich aufgeregt. Auch wenn man ohne Druck, gewinnen zu müssen, in das Spiel geht, will man sich natürlich nicht blamieren. Da hat es geholfen, dass ich gleich bei den ersten Ballwechseln tatsächlich aktiv eingreifen musste. Mit ein bisschen Adrenalin hat dann erstmal alles wie von selbst funktioniert“, kommentierte er sein Erlebnis mit einem Lachen und ergänzte anschließend selbstkritisch: „Für das erste Bundesligaspiel bin ich selber weitestgehend zufrieden, aber natürlich ist da auch noch viel Luft nach oben. Für mich ist es jetzt erstmal wichtig, auf diesem Level Spielpraxis zu sammeln und mehr Sicherheit zu gewinnen. Am Ende wollen wir die Klasse halten und dabei möchte und muss ich der Mannschaft helfen, so gut es geht. Tim und ich kriegen als Neuzugänge vom Rest der Mannschaft wahnsinnig viel Unterstützung und werden im Training immer mehr an das Niveau herangeführt. Für die Zukunft bin ich daher zuversichtlich, dass wir dem Team etwas zurückgeben können. Jetzt wollen wir von Spiel zu Spiel denken und uns nächstes Wochenende mit Christos wieder in gewohnter Stärke zeigen.“Mit dem TSV Hagen reist am nächsten Spieltag bereits der nächste starke Gegner in die Landeshauptstadt. Los geht es am 24.11. um 11:00 – wieder in der Sporthalle „Im Hintzehof“ in Bothfeld.
Für den TKH spielten: Merlin Sommer, Yannick Hermann, Tim Vollmer, Aaron Dumke (C), Ole Brune.